unerhört JENISCH

Film und Gespräch in Vorfreude

auf den Jenischen Kulturtag 2018


Donnerstag, 20. September 2018 – 19.00 Uhr



19:00 Uhr Jenische im Oberland
Roman Spiss und Gerald Kurdoğlu Nitsche im Gespräch
 
Noch heute sind abwertende Begriffe für Jenische wie „Karrner“ oder „Dörcher“ vielen Menschen im Oberland bekannt. Doch was steckt hinter dieser Tiroler Minderheit? Roman Spiss und Gerald Kurdoğlu Nitsche versuchen, einige Hintergründe zu den Jenischen im Oberland zu klären.
 
Roman Spiss: Lehrtätigkeit an Schule und Universität, Akademischer Politischer Bildner, umfangreiche Vortrags- und Ausstellungstätigkeiten zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Tiroler Oberlandes
 
Gerald Kurdoğlu: Nitsche Maler, Zeichner, Autor, Gründung von EYE, Literatur-Verlag der europäischen Wenigerheiten (u.a. Juden, Jenischen, Roma und Sinti), 2007 Bundesehrenzeichen für Kultur
 
19:30 Uhr „Unerhört Jenisch“
von Karoline Arn und Martina Rieder | CH 2017, 92 min
Stephan Eicher spielt mit dem Bild des Zigeuners und sucht mit seinem Bruder Erich nach seinen jenischen Wurzeln. Die Spur führt sie in die Bündner Berge, zu den einst zugewanderten Familien Moser, Waser und Kollegger und ihrer legendären Tanzmusik. Die Familien leben eine faszinierende und leidenschaftliche Musiktradition; sie prägt die Schweizer Volksmusik, sucht den Blues, brilliert als Chanson oder rebelliert im Punk. Der Film erzählt aber auch eine Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung, welche die Musikanten schweigen ließ. Ein Film über das Geheimnis des besonderen Sounds.
 
Eine Veranstaltung in Vorfreude auf den dritten Jenischen Kulturtag

am 13. Oktober in der Bäckerei, Die Kulturbackstube Innsbruck
 
Früher zogen Jenische in kleinen Familienverbänden durch das Land, um den Sesshaften ihre Arbeitskraft und handwerklichen Fähigkeiten anzubieten. Als Menschen mit eigenen Lebensweisen, einer eigenen Sprache und eigenständigen kulturellen Traditionen waren sie eine soziokulturelle Minderheit, die schon früh diskriminiert und zur Sesshaftigkeit gezwungen werden sollten. Im Nationalsozialismus wurden Jenische als sogenannte Asoziale verfolgt und ermordet. Doch auch nach 1945 bis in die jüngste Vergangenheit nahm die Unterdrückung und Gewalt kein Ende, etwa durch willkürliche Gefängnisstrafen oder Kindswegnahmen durch die Jugendwohlfahrt, bei der die ihren Familien entrissenen Kinder in anerkannten Institutionen systematisch gequält, geschlagen und erniedrigt wurden. Ein dunkles Kapitel der Geschichte der Jenischen, das bis Mitte der 1980er anhielt und bis heute weiterwirkt.
 
Die Jenischen Kulturtage wenden sich gegen das Vergessen und treten ein für die Sichtbarmachung der Jenischen Gegenwart und Vergangenheit sowie des Beitrags der Jenischen zur Tiroler Geschichte. Jenseits von herabwürdigender Stereotypisierung und der Romantisierung der fahrenden Lebensweise soll bei den Jenischen Kulturtagen ein realistischeres Bild der teils vergessenen und verschwiegenen, teils noch lebendigen Traditionen, Kultur und Lebensform gezeichnet werden. In Gesprächen und Erzählungen über damals und heute, über Dokumente und Bilder, in Form von Musik und Handwerk.
 
Zur Einstimmung auf den dritten Jenischen Kulturtag 2018 laden wir bereits im September zu einem Abend mit Film und Gespräch nach Landeck ein!

 

Eintritt: freiwillige Spenden