Breeze


Samstag, 7. April 2018 – 20.30 Uhr


Breeze“ im Alten Kino Landeck

 

Am Samstag, dem 7. April, gastiert die Landecker Band „Breeze“ im Alten Kino Landeck, um dort ein bereits zur Tradition gewordenes alljährliches Konzert zu geben. Neben bereits Bewährtem wird es auch wieder ganz neue Songs aus eigener Feder zu hören geben. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr, der Eintritt beläuft sich auf 10,– Euro.

 

Doch wie kam es zu dieser Tradition eines alljährlichen Landeckkonzerts von „Breeze“? Erst kürzlich wurde in den Landecker Gemeindearchiven eine uralte Pergamenthandschrift entdeckt, die darüber Auskunft gibt:

 

Die große BREEZE

 

Wer Ohren hat, der höre!

 

Vor langer, langer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat und die Engel hienieden bei den Menschen wohnten – mit anderen Worten: in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts1 – gab es ein finsteres Land namens Oberland. Es hieß deshalb Oberland, weil es ein Land war, das von oben beherrscht wurde. Denn hoch über dem Land, auf dem finsteren Krähenberg, thronte auf einem Turm (den man heute fälschlich für einen Sendemasten hält) das Auge Saurons, dem nichts entging und das das Volk durch eine auf Angst und Terror beruhende Herrschaft mit eiserner Hand in blutiger Knechtschaft hielt. Seine große Macht kam daher, dass er eine magische Breze gebacken hatte, mit der er auf magische Weise alles kontrollierte,

 

eine Breze, sie zu knechten, sie alle zu finden,

ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.“

 

Zwar entging dem Auge Saurons nichts, was in diesem Lande vorging, doch umgekehrt blieb das Auge für die Menschen unten in der Ebene fast immer unsichtbar, denn eine dicke Wolke hüllte die meiste Zeit den Krähenberg und das alles durchdringende Auge Saurons ein. Und aus dieser Wolke kamen, wenn die Menschen nicht gehorsam waren, schwere Unwetter und nicht zu bändigende Stürme und verheerten immer wieder das Land und forderten blutige Opfer. (In jener unglücklichen Zeit war dieses Land deshalb eines der niederschlagsreichsten Tirols.) Die Engel, die auf Gottes Geheiß nicht eingreifen durften, nannten die Hauptstadt dieses Landes in ihrer englischen Sprache voller Mitleid „The City Of No Return“, was in unserer menschlichen Sprache so viel heißt wie „Die Stadt ohne Wiederkehr“.

 

Da kam eines Tages ein Voodoo-Priester in dieses geknechtete Land, ein Zauberer so alt wie die Zeit selbst. Äonenlang hatte er nach Sauron gesucht, um ihn endgültig zu besiegen, und nun hatte er, wie er sogleich erkannte, endlich sein Versteck gefunden. In Gestalt einer Dohle flog er hinauf zum Krähenberg, umkreiste ihn, um unbemerkt nach der magischen Breze Ausschau zu halten. Und da sah er sie: auf einem Tisch vor dem „Panno“ – so nannten die Leute in ihrer Volkssprache ehrfurchtsvoll die furchteinflößende Festung, die Sauron neben seinem Turm Ende der Sechzigerjahre erbaut hatte –, lag sie, seltsamerweise völlig unbewacht neben einem halb ausgetrunkenen Glas Weizenbier.2 Mit seinem Schnabel ergriff er sie, flog davon und beraubte so Sauron seiner Macht, der mit einem markerschütternden, das ganze Land vor Furcht erzittern lassenden Wutschrei in ein Land namens Mordor floh, woraufhin man lange Zeit nichts mehr von ihm hörte.

 

Die Dohle mit der Breze im Schnabel landete in der „Stadt ohne Wiederkehr“ auf dem Platz vor einem Haus, in dem man „Lichtspiele“ veranstaltete und das man später „Kino“ nannte, verwandelte sich zurück in den mächtigen Voodoo-Priester, der er war, und es wurde nun beraten, was mit der magischen Breze zu geschehen habe. Nach langen Diskussionen kam man zum Ergebnis, dass es das beste wäre, die Breze zu zerstören, denn jeden, der sie besäße, würde sie schließlich so manipulieren und korrumpieren, dass das Böse letztendlich zurückkehren würde. Und so wählte man einen Elf, einen Zwerg, einen Hobbit und einen Menschen – später nannte man sie die „Gefährten“ – aus, diese Aufgabe zu übernehmen. Sie hießen Wolfgang Kröpfl, Alexander „Goggo“ Goidinger, Peter Dapoz und Benjamin Karlinger.3

 

 

Jeder der vier hielt sich an einer Ecke der Breze fest und sie zogen, bis die Breze in vier Teile zerbrach. Wolfgangs Teil verwandelte sich in eine Bassgitarre, Alexanders Teil in ein Klavier, während aus Peters Teil ein Schlagzeug und aus Benjamins Ecke eine Gitarre wurde. Da sprach der Voodoopriester: „Ihr sollt fortan Breeze mit zwei ‚e‘ heißen!“ Und in englischer Zunge rief er mit Donnerstimme aus: „You shall form the ‚Fellowship of the Breeze‘!“ „Aber warum mit zwei ‚e‘?“, fragte da einer der vier. „Erstens“, meinte der Voodoopriester, „schreibt man auch Voodoo mit Doppelvokalen. Und zweitens kann man aus zwei ‚e‘, wenn man sie zusammenfügt (wobei ein ‚e‘ spiegelverkehrt an das andere anzufügen ist) eine Brezenform herstellen (eɘ). Und drittens – denn es muss eigentlich drei Punkte geben, denn ‚Breeze‘ enthält insgesamt ja auch eigentlich drei und nicht zwei ‚e‘ – heißt ‚Breeze‘ in der englischen Sprache der Engel ‚Brise‘, sanfter Wind. Und einmal im Jahr sollt ihr vier zusammenkommen und Musik machen und dabei in fremder, englischer Zunge singen wie die vier Eevangelisten [!] zu Pfingsten4, und eine Brise wird sich im Land erheben und die Wolke vertreiben, die sich immer wieder wie eine Erinnerung an Saurons einstige Macht oben auf dem Krähenberg bildet. Und da auf diese Weise die vier Ecken der Breze einmal im Jahr wieder zusammenkommen, um die große BREEZE zu formieren, soll die Stadt, in der dies geschieht, fortan nicht mehr ‚Stadt ohne Wiederkehr‘, sondern Land-Eck heißen.“5 Daraufhin verwandelte sich der Voodoo-Priester in einen Adler und flog davon, um nie wieder gesehen zu werden.6

 

 

Und so machten sie es: sie spielten einmal im Jahr im Haus der Lichtspiele, das man mittlerweile ehrfurchtsvoll „Altes Kino“ nennt, und verzauberten durch ihre englische Musik nicht nur die Menschen, sondern sogar auch die Engel. Und so geschah es einmal, dass, als Gott die Engel mit Posaunen, Trompeten und Saxophonen in die Welt schickte, um die Apokalypse anzukündigen, diese so verzaubert waren von den himmlischen Breeze-Klängen, dass sie beschlossen mitzuspielen, anstatt den Weltuntergang herbeizuführen, und seither sieht man sieben Wesen statt vieren auf der Bühne des Alten Kinos spielen: Neben dem Elf, dem Zwerg, dem Hobbit und dem Menschen auch drei Engel namens (in alphabetischer Reihenfolge) Wolfgang Bachler an der Posaune, Hermann Marth am Saxophon und Thomas Dapoz an der Trompete. Und man sagt, noch heute würden die „Glorreichen Sieben“, wie man sie zuweilen auch nennt, einmal im Jahr in Landeck zusammenkommen und ein Konzert spielen und so durch die sanfte Brise, die sich durch diese Musik erhebt, die Wolke auf dem Krähenberg vertreiben, wobei sich ein sanfter Schauer wie ein schützender Schirm über das Alte Kino lege. (Und so erklärt sich, warum Landeck heute zu den niederschlagsärmsten Regionen Tirols gehört und die Breezemitglieder bei den einfacheren Menschen als lokale Wetterheilige verehrt werden.)

 

 

 

Und am Samstag, dem 7. April soll es wieder so weit sein.  Ihr glaubt es nicht?

Kommt vorbei und überzeugt euch selbst!

Wer Ohren hat, der höre!

 

 

1 Das 20. Jahrhundert in der Zeitrechnung des sogenannten „zweiten Zeitalters“, das mit der Verbrennung der „Hexe Stase“ einsetzt.

2 Damit erfüllte sich eine alte Prophezeiung aus dem sogenannten ersten Zeitalter, die im Versepos „Die Schlacht zwischen Landeck und Zams“ (in manchen Versionen zwischen Stanz und Grins) in den Versen 56900-56903 überliefert ist:

Steht das Bier, zur Hälfte leer, ganz unbewacht,

sich die schwarze Dohle keck ins Fäustchen lacht,

denn daneben auf dem Tisch `ne Breze liegt,

die der Vogel mühlos in den Schnabel kriegt.

3 Die Reihenfolge der Namen entspricht nicht der Reihenfolge der angeführten Wesen – die verschiedenen Quellen weichen hierin stark voneinander ab. Wer von den vieren der Elf, wer der Zwerg, wer der Hobbit und wer der Mensch war, wird wohl für immer ins Dunkel der mythischen, vorgeschichtlichen Zeit gehüllt bleiben. (Anmerkung des Herausgebers)

4 In den finsteren Zeiten, aus denen diese Sage stammt, im sogenannten „zweiten Zeitalter“, war das Bibelwissen der Menschen sehr mangelhaft. Der Schreiber dieser Handschrift war offenbar der Meinung, das Pfingstwunder hätte die Evangelisten betroffen und nicht, wie korrekt, die Apostel Jesu. (Anmerkung des Herausgebers)

5 Damit begann das sogenannte „Dritte Zeitalter“. (Anmerkung des Herausgebers)

6 Manchen Quellen zufolge wurde er später von Jägern illegal abgeschossen.

 

 

Eintritt: 10,–